Berufsfachschule

Das BZZ besucht die WorldS­kills 2024 in Lyon

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Lehrpersonen des BZZ reisten zu den WorldSkills in Lyon, um internationale Berufstalente in Aktion zu erleben. Vom präzisen Handwerk bis zu kreativen Dienstleistungen bot der Anlass spannende Einblicke in über 60 Berufe – eine Reise voller Inspiration und neuer Perspektiven für die Berufsbildung.

Veröffentlicht am 13. November 2024 von Marc Dietrich

Einleitend

Beginnen möchte ich diesen Bericht mit einem grossen Dankeschön an die Organisatorinnen und Organisatoren dieser wunderbaren Reise nach Dijon und Lyon, namentlich bei Valeria Rampone, Muriel Teitelbaum, René Probst und Kevin Maurizi sowie der gesamten Schulleitung, die uns Lehrpersonen diese Reise ermöglichte und unterstützte.

Nach mehreren Besuchen an den Swiss-Skills, war dies mein erster Besuch an einer World-Skills-Veranstaltung. Bei den Wettbewerben geht es darum, die oder den besten Lernenden / Jugendlichen in seinem Fach mittels einer herausfordernden Aufgabe zu ermitteln. Die Teilnehmenden erhalten berufsspezifisch alle die gleich zu lösenden Aufgaben gemäss Berufsstandard. Expertenteams bewerten den Arbeitsprozess und das Endprodukt. Die Expertenteams bestehen aus drei Fachpersonen verschiedenster Herkunftsländer.


Anreise

Die Reise begann am Freitagmorgen im Hauptbahnhof Zürich. Mit dem TGV fuhren wir von Zürich über Basel zunächst nach Dijon, wo wir unseren ersten Zwischenhalt hatten und unseren Aufenthalt bis zur Weiterfahrt eigenständig gestalten konnten. So verteilten wir uns in grösseren und kleineren Gruppen bis hin zu Einzelunternehmungen in der sonnigen Stadt.

Place De La Liberation

Am Abend ging es dann mit dem Car weiter nach Lyon, unserer Zielbestimmung. Der Abschluss des ersten ereignisreichen Tages machten wir mit einem feinen Nachtessen im Restaurant «Le Comptoir Des Cousins», mitten in der Stadt Lyon. Das Essen war vorzüglich und geeignet, um sich besser kennenzulernen: Ein Mehrgangmenu, welches wie Tapas serviert und somit am Tisch miteinander geteilt wird. So kam man schnell über dies und jenes Thema ins Gespräch.


Wettbewerbs- und Ausstellungsbesuch

Am Samstagmorgen war es dann so weit: Wir wurden mit dem Car vom B&B Hotel Lyon Nord zum auf der Südseite Lyons gelegenen Eurexpo-Ausstellungsgelände gefahren. In den offiziell angegebenen sieben Hallen fanden die schon seit ein paar Tagen laufenden Wettbewerbe statt. Wiederum verteilten wir uns in Gruppen oder gingen allein durch die Messehallen. Schon bald merkte ich, dass ich kaum alle Berufe anschauen kann – die Vielfalt von 68 Berufen ist beachtenswert: Vom Boden- und Parkettleger, über Gärtnerinnen, Digitale Konstruktorinnen, Bäcker, Serviceangestellte, Web-Designer, Fachangestellte Gesundheit, Juweliere, Lastwagenmechanikerinnen bis hin zu Lederverarbeiter – um nur einige aufzuzählen.

Mich interessierten u. a. Berufe, bei denen ich die Entstehung des geforderten Produktes gut beobachten und vergleichen konnte. Dies war beispielsweise bei den LandschaftsgärtnerInnen der Fall, da der zu gestaltende Garten gross angelegt wurde und verschiedene Elemente wie Gartenmauerbau oder Teichbau beinhaltete. Spannend war auch, wie die Jugendlichen mit den Materialien wie auch den Werkzeugen umgingen. Während die meisten einen sorgfältigen Umgang mit Material und Werkzeug pflegten, hatten einige Mühe, sich auf die Aufgabe und die Arbeit zu konzentrieren: entsprechend flog die Schaufel in die nächste Ecke oder trampelte der Landschaftsgärtner per Unglück auf die Blumen. Bei einem Landschaftsgärtner-Team – diese arbeiteten zu zweit – hielt der Teich nicht, so dass das Wasser auslief, was gut sichtbar war.

Besonders gut sichtbar waren die Unterschiede bei den Wand- und Bodenfliesenleger und -legerinnen wie auch bei den Maurern. Jeder noch so kleine Fehler konnte nicht versteckt werden. Wenn Fliesen oder Backsteine nicht exakt eingebaut wurden, waren die Trennlinien nicht gerade.

Plattenleger Kandidat 1

Plattenleger Kandidat 2

Im Gegensatz dazu sah ich als Zuschauer solche kleinen Fehler wie beim Kandidat 2 beispielsweise bei den Zimmermannen nicht. Ein Holzschnitt, der nicht ganz exakt gerade war, konnte man vor dem Publikum «verstecken». Das gleiche galt bei den Tischlern. Doch immerhin: Wenn die Tischschublade beim Öffnen klemmte oder knirschte, hörten und sahen die Zuschauenden dies.


Service-Wettbewerb und kulinarische Erlebnisse

Eine kleine Affinität habe ich zu den Gastgewerbeberufen. Deshalb liess ich mich durch die Bäckerei- & Confiserie- und Restaurationsbetrieb-Halle treiben und landete schliesslich beim Servicefachfrau- / Servicefachmann-Wettbewerb. Und wie es der Zufall wollte, durfte eine Anzahl Messebesucherinnen sich von diesen bei einem feinen Menu verwöhnen lassen. Ich gehörte zu einem der Glücklichen. Die Serviceangestellten mussten gleichzeitig einen Zweier- und einen Dreiertisch bedienen mit je einem verschiedenen Menu. Ich bekam einen Platz an einem Dreiertisch. Bedient wurden wir von der jungen Japanerin Tomomi Nikaido. Die Menuzusammenstellung war sehr klassisch und aus meiner Sicht doch ziemlich «altbacken», glich es doch jenen der 1980er und 1990er-Jahre, sei es in Bezug auf die Menuwahl, sei es in Bezug auf die farbliche Zusammenstellung und Anrichtung der Teller. Gekocht war und geschmeckt hat hingegen jeder Gang exzellent. Nebst den Gerichten des «Tapasabend» vom Vorabend, war dies mein bestes Essen in den drei Tagen. Die dazu servierten Weine – ja, es gab deren drei – waren rund im Geschmack und von Bio-Qualität.

Tomomi Nikaidos englische Aussprache war etwas schwer zu verstehen, den Service machte sie aber sehr gut. Sie war unheimlich nervös und dass Familienmitglieder ihr von ausserhalb des «Restaurants» bei der Arbeit zusahen, machte es wohl nicht einfacher für sie.


Beobachtungen und Wettbewerbseindrücke

Es war zudem spannend, die Konkurrentinnen und Konkurrenten zu beobachten. Ob die kleinen Unterschiede schliesslich über Punkte bestimmten, kann ich nicht sagen, da der zu erfüllende Punktekatalog für uns «Statisten» nicht einsehbar war. Jedoch öffneten und servierten die Kandidaten aus asiatischen Ländern die Flaschen anders als jene aus Afrika oder Europa. Eine Serviceangestellte nutzte Handschuhe, die anderen, die in meiner Sichtweite arbeiteten, nicht. Nach jedem Einschenken der Weingläser kamen die Experten und Expertinnen vorbei und schauten genau, ob bei allen drei Gläser gleich hoch eingeschenkt wurde; einmal wurden die Gläser gar nebeneinandergestellt.

Nach dem Dessert und dem Kaffee blieb keine Zeit, um sich noch kurz mit Frau Nikaido auszutauschen. Wir wurden sanft, aber bestimmt, verabschiedet – es war dennoch ein schönes und besonderes Erlebnis, welches ich mit nachhause nahm.

Tomimo Nikaido schaffte es im Übrigen auf den 13. Platz und immer noch in die Ränge für eine «Medallion for Excellence». Gewonnen wurde der Wettbewerb von Denis Merlo aus Frankreich vor den Kandidaten aus Singapur und China. Der Schweizer Marc Grey erreichte den 6. Platz, gesehen habe ich ihn aber nicht. Und ja: Die Dame mit den Handschuhen schaffte es trotzdem nicht in die vorderen Ränge, auch nicht für eine Excellence-Auszeichnung. Vielleicht ist weniger mehr…

Den Tag liess ich, kulinarisch gesättigt, noch bei den MechatronikerInnen und bei den Berufen der erneuerbaren Energien ausklingen.


Kritik

Die jungen Menschen zu kritisieren ist sicherlich fehl am Platz. Sie – die jungen Talente – konzentriert bei der Arbeit zu sehen, war eine grosse Berufslehrerfreude.

Dennoch habe ich mir Gedanken zu den Wettbewerben gemacht. Was bei den WorldSkills zum Vorschein kommt, ist der «Hype um die Nationalität», was mich ab und an sehr irritierte. Geht es nun um einen gezeigten Beruf oder um die Landesvertretung? Ich gehe auch davon aus, dass gewisse Länder ihre Jugendlichen über mehrere Jahre disziplinieren und für solche Wettbewerbe der Reputation wegen auf Höchstleistung trimmen. Dies hat mich sehr befremdet. Auch denke ich, dass es Berufe gibt, die nicht im Wettbewerb zueinanderstehen können. Bei den Maurern bspw. gab es derart grosse Unterschiede, dass ich nicht mehr wusste, ob dies so noch in Ordnung ist.

Maurer Kandidat 1

Maurer Kandidat 2


Abschluss

Es waren drei erlebnisreiche Tage, von denen ich viel mitnehme. Einerseits habe ich die eine und andere Lehrperson etwas näher kennengelernt, anderseits nebst einem kurzen Einblick in Dijon auch Lyon als Stadt kennengelernt, die es sich lohnt, ein weiteres Mal zu besuchen. An der abschliessenden Flussfahrt am Sonntag habe ich nicht teilgenommen, bin aber über Märkte und Kathedrale durch die Stadt mäandriert. Die Rückfahrt mit dem Car nach Zürich dauerte zwar fünf Stunden, war aber dennoch kurzweilig: Der Blick über die schönen Landschaften, vermischt mit den Bildern der Eindrücke, liessen mich zufrieden und gedankenvoll zurückfahren.

Marc Dietrich

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1 Kommentar


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  • - 15. November 2024 10:56

    Eine gelungener, interessanter Bericht von einer tollen, eindrücklichen Konventsreise! Ein grosses Dankeschön ans BZZ, dass dies möglich war!

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