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Ar­chi­tek­to­ni­sche Ver­schmel­zung von Alt- und Neubau

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Für die Architektur des BZZ Erweiterungsbaus zeichnet Thomas Albert Berger von der Berger + Schmidlin AG verantwortlich. Unter seiner Federführung ist es gelungen, den Erweiterungsbau mit dem bestehenden Schulgebäude zu verschmelzen und den neuen Gesamtkomplex harmonisch in die städtebauliche Situation einzufügen. Ein Interview mit dem ETH-Architekten.

BZZ Horgen Seestrasse

Veröffentlicht am 27. Januar 2017 von Erica Sauta

Herr Berger, als Architekt prägen Sie ein Bauwerk in vielerlei Hinsicht. Welche Akzente haben Sie beim äusseren Erscheinungsbild des neuen BZZ Schulgebäudes gesetzt?

Matthias Schmidlin und ich, haben 2012 am öffentlichen, zweistufigen Projektwettbewerb des Hochbauamtes teilgenommen. Die Aufgabe bestand in der Erweiterung des bestehenden Schulgebäudes mit Unterrichtsräumen sowie einer Dreifachturnhalle. Insgesamt 48 Bewerber nahmen daran teil. An unserem Vorschlag überzeugte vor allem der Umgang mit der städtebaulichen Situation und mit dem denkmalgeschützten Gebäude und der transparente Eingangsbereich. Als einzige der Wettbewerbsteilnehmenden schlugen wir vor, die geforderte Turnhalle vollständig im Boden zu versenken und so Platz zu schaffen für eine landschaftsgestalterische Überleitung zum bestehenden Innenhof. Das war insgesamt ein mutiger Vorschlag, der uns innerhalb des engen Gestaltungsplans gewisse Freiheiten erlaubte und die Jury faszinierte. Uns war es zudem wichtig, das jetzige Gebäude zu erhalten und sowohl städtebaulich als auch architektonisch weiterzuentwickeln. Auch die Fassade und die Innenstruktur des bestehenden Gebäudes nahmen wir in unserem Konzept auf, so dass vom Alt- zum Neubau kein Bruch erkennbar sein wird. Den Neubau wird man lediglich aufgrund der leichten Änderung der Materialisierung als solchen wahrnehmen. So wird beispielsweise Putz statt Beton und Aluminium statt Stahl zum Einsatz kommen. Die heutige Lücke entlang der Seestrasse wird so auf selbstverständliche Art geschlossen.

Thomas Berger

Thomas Berger, Architekt ETH

Die räumlichen Anforderungen an eine Bildungsinstitution sind anders als jene an ein Wohngebäude. Worauf haben Sie den architektonischen Fokus gerichtet?

Da wir aufgrund der städtebaulichen Platzverhältnisse in Horgen beschränkt sind, haben wir Wert auf die innere Flexibilität gelegt. Mit dem Stützenraster, der Anordnung der Zimmer und mit der Materialisierung ist eine hohe räumliche Flexibilität gewährleistet. Das zentrale Element der Anknüpfung ist wie heute ein mittiger Gang durch den Neu- und Altbau. Die Zwischenwände der Schul- und Gruppenzimmer werden im Leichtbau erstellt, so dass man bei Bedarf die Zimmergrösse ändern kann. Das war beim Altbau nur bedingt möglich. Besonderheiten galt es bei Spezialzimmern oder Multimediaräumen zu berücksichtigen. Der erweiterte Hof wird zudem ein Schlüsselelement für den gesamten Gebäudekomplex sein. Er dient als Verteilzone, welche die «Obere Welt» der Schulzimmer und des Platzes mit der «Unteren Welt» der Turnhalle verbindet.

Welche Neuerung oder Veränderung hätten Sie auch gerne umgesetzt, mussten jedoch darauf verzichten?

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass wir die Pflästerung des bestehenden Innenhofes aus Kostenüberlegungen nicht beim neuen Platz weiterziehen können. Der neue Platz wird aus farblich angepasstem Beton gegossen. Ebenfalls nicht umsetzen werden wir die ursprünglich angedachten Oblichter über der versenkten Turnhalle, welche einen direkten Bezug nach draussen geschaffen hätten. Aufgrund von Erfahrungen der Bauherrschaft sprachen bauliche Aspekte für einen Verzicht. Gerne hätten wir auch eine innere Transparenz in Form von grösseren Fenstern zu den Klassenzimmern umgesetzt. Dies ist jedoch aus Sicherheitsgründen nicht umsetzbar.

Was bereitet Ihnen als gestaltender Architekt ganz besonders Freude am gesamtsanierten und erweiterten BZZ-Bildungsbau?

Der Erweiterungsbau BZZ ist eine sehr schöne Bauaufgabe. Bei Wohnbauprojekten hat man kleinere Einheiten und wiederholende Grundeigenschaften. Bei einer Schule ist es eine gute Mischung zwischen Räumen, die man ganz charakteristisch ausbildet, und den Schulzimmern als Einheiten, die man addiert. Hier kommt noch die Turnhalle dazu, die ja ein wichtiger Grund für den Wettbewerb war. Wir fassen sie auf als einen unterirdischen Ballsaal, dessen Dimensionen (50x30x7 Meter) gerade unterirdisch beeindruckend sein werden. Er ist auch bautechnisch eine riesige Herausforderung.

Turnhalle des BZZ

Turnhalle des BZZ

Generell sind in der Architektur die verschiedenen Stadien der Realisation immer wieder faszinierend. Wenn man das fertige Gebäude abgibt, findet jedoch meist eine Abnabelung statt. Trotzdem freut es mich natürlich, dass dieses Projekt eine gewisse Öffentlichkeit bewahrt. Beim Wohnungsbau kann man die Gebäude nach der Schlüsselübergabe nicht mehr betreten, während dies bei einem Schulgebäude weiterhin möglich ist.

An einem solchen Bauprojekt sind verschiedene Interessen und Fachpersonen beteiligt. Wie verlief die Zusammenarbeit mit den involvierten Parteien?

Die Zusammenarbeit im Projektteam und mit den beteiligten Parteien ist eine ganz besondere Freude. Das Einvernehmen war von Anfang an auf allen Ebenen sehr positiv – mit der Bauherrschaft, der Nutzerschaft, der Bauleitung, der Nachbarschaft und anderen Beteiligten. Der höchst komplexe Ablauf verlief bisher absolut reibungslos. Für einen Bau in dieser Grössenordnung ist das wirklich äusserst erfreulich.

Herr Berger, vielen Dank für das Gespräch.

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1 Kommentar


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  • - 1. Februar 2017 10:43

    Finde den alten teil des gebäudes, relativ veraltet. nicht nur in denn innen räumen auch aussen. eine renovation wäre dringend nötig. auch der bau der turnhalle ist aus meiner sicht schon lange überfällig.

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